Gottlieb Wilhelm Rabener – Lobschrift auf die bösen Männer

Gottlieb Wilhelm Rabener:


1714 Wachau b. Leipzig –1771 Dresden.

Rabener veröffentlichte zwischen 1740 und 1750 seine Prosasatiren, die zwischen 1771 und 55 in vier Bänden gesammelt wurden. Rabener und Liscow, der zweite  bedeutende deutsche Satiriker dieser Zeit wurden vor allem von Jonathan Swift (England, dort blühte die Satire besonders) beeinflusst. Rabener orientierte sich unter dem Einfluss negativer Erfahrungen mit der sächsischen Zensurbehörde statt an Swifts aggressivem Stil zunehmend am eher moralisierenden und reservierten Stil der englischen Wochenschriften.
Nach Rabeners Ansicht hatte sich die Satire als „die Schwester der Moral“ allen persönlichen Angriffen zu enthalten (Herabsetzung von Personen gilt als Charakteristikum des Pasquills) und sollte das Böse und das Laster verurteilen und neben der moralischen Erbauung auch der Belustigung dienen. Darin stimmt er mit Gottsched und dem frühen Breitinger überein. Fürsten und Geistliche werden von Rabener verschont, was die Kritik des jungen Lessings erregte, mit den anderen Ständen, besonders mit dem Einflusslosen Landadel geht er nicht gerade zimperlich um.
Den Formenkanon der Satire (satirischer Brief, Lobschrift, Trauerrede mit jeweiliger Verfasser und Adressatenfiktion) erweiterte Rabener um Listen, Register und Zyklen.
Rabeners Satiren kamen beim Publikum gut an. Die vier Bände wurden in 11 Jahren 25 mal neu aufgelegt.

 

Inhalt von „Lobschrift auf die bösen Männer“:

Eine Frau, die angibt aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters ernsthaft geworden zu sein, schreibt eine Lobschrift auf die „bösen Männer“, die an ihre „Mitschwestern“ gerichtet ist (direkte Satire). Nach 20-jähriger Ehe und vielen bösen Bermerkungen über die Männer will sie nun zu gunsten eben dieser eine „öffentliche Ehrenerklärung“ abgeben, und gibt sich durch ihre Eheerfahrungen als Expertin in dieser Sache aus. Falls ihrer Rede allerdings die Prägnanz fehle, so sei das nur auf die kluge Vorraussicht eines bösen Mannes zurückzuführen, der sie von der Erziehung ferngehaltne habe.
Zuerst kehrt sie durch die Beschreibung des Gegenteils eines bösen Mannes dessen Vorteile hervor. Die seltenen und „vernünftigen Männer“ stehen „in dem abergläubischen Wahne“, dass Frauen ebenfalls vernünftige Wesen seien und dass die Frau nicht Slave des Mannes sein solle, sondern dass die beiden Partner sich lieben und gemeinsam nützliche Bürger heranziehen sollen. Frauen müssen aber vor dem Laster der Eigenliebe geschützt werden. Gerade wenn eine Frau gescheit und verständig ist, muss man sie deshalb möglichst bloss stellen. Ein Mann muss der Herr seines Hauses sein, und das erreicht er am besten mit Schlägen, die die Schreiberin als „sinnlich“ bezeichnet. Da das Weib ein schwaches Ding ist, muss der Mann es von allem Überfluss fernhalten, ihr kein Geld und nur schlechtes Essen und Kleidung geben. Je schlechter sein eigenes Beispiel ist, desto Abschreckender wirkt er auf die Frau und hilft ihr damit, ja er tut es gerade zu für sie. Wenn er sie zum Beispiel hintergeht, verhindert er damit, dass sie seiner überdrüssig wird. Ein böser Mann schützt seine Frau sogar vor grossem Schmerz, denn was ist schlimmer als einen geliebten Ehemann zu verlieren?

Durch das vermeintliche Lob eines "bösen" Mannes, werden die Tugenden eines "guten" Mannes deutlich.

Gedanken: Aufklärerischer Text.

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