Lorelay - Lurelay: Clemens Brentano


Allgemeines:

Nibelungenzeile:

urprünglich Langvers der Form 3w/3m mit Paarreim aabb aus dem MA.
Neuerer Gedichte in diesem Metrum werden meistens halbversweise geteilt und oft auch Anversweise gereimt.



Ballade:

Um 1770 wurde das englische Wort „ballad“ in Deutschland heimisch und abezeichnete eine Mischform zwischen Epos, Drama und Lyrik, die in strophischer Form ein ungewöhnliches, häufig handlungsreiches Geschehen aus Sage oder Mythos beschreibt.
An das Drama erinnern dialogische Teile. Balladen enthalten aber auch epische Passagen, in denen Teile der Handlung aus zeitlicher und emotionaler Distanz wiedergegeben werden. Lyrische Elemente der Ballade sind Refrain (Kehrreim), Reim, Ausrufe etc. Die Ballade hat keine eigentliche metrische Form, freie Rhytmen oder besonders gekünstelte Strophenformen (Ode etc) kommen nicht vor, da sie häufig einen volkstümlichen Charakter hat. Die Novelle behandelt in Prosa dieselben Stoffe wie die Ballade.



Loreley - Lurelay

Form:

Nibelungenzeile (3wa, 3mb,3wa,3mb), Kreuzreim.



Motiv:

Keine Sagenfigur, sondern Erfindung Berentanos. Der Felsen war im Mittelalter als Echofelsen bekannt (Dreifacher Ruf am Ende des Gedichts ), stand aber nicht in Verbindung mit einer zauberischen Frau. Der Stoff wurde also zur Sage „gemacht“.
Weitere lyrische Bearbeitungen des Motivs sind „Ich weiss nicht was soll es bedeuten“ von Heine und „Der Handstand auf der Loreley“ von Kästner.



Entstehungsgeschichte:

Die Ballade erscheint erstmals in Brentanos Roman Godwi oder das steinerne Bild der Mutter (im Sommer 1801 entstanden). Mit dem Lied drückt eine Frau aus, dass sie sich von der Liebe Godwis, dem Erzähler, entäuscht fühlt. (Fassung mit Schiffer am Schluss)



Inhalt:

Die schöne Zauberin Lorelay verführte viele Männer, selbst der Bischof, der sie vor ein geistliches Gericht laden liess, konnte ihr nicht widerstehen. Auf ihren eigenen Wunsch, (ihr liebster hat sie verlassen) lässt er sie in ein Kloster bringen. Auf dem Weg dorthin bittet sie die drei begleitenden Ritter, sie noch ein letzes Mal auf einen Felsen am Rhein steigen zu lassen, sie tritt an den Rand des Felsens und meint in dem Boot unter ihr ihren Geliebten zu erkennen. Die nächste Strophe enthüllt, dass es tatsächlich ihr Gliebter war und zwar der Bischof, der um ihrem Zauber (Liebe, Verführung) zu entgehen, vom Ritter zum Geistlichen wurde. Der Dialog Lorelays mit dem Bischof erstreckt sich über mehr als die Hälfte der Ballade.



Parallelgedicht:

In einem anderen Gedicht ohne Titel, das sich praktisch nur durch die letzten drei Strophen von dem mit „Lurelay“ (Diese ist vermutlich die spätere Fassung!) betitelten unterscheidet, tritt der Bischof nicht als ihr Geliebter auf. Dafür sterben die Ritter, die ihr auf den Stein gefolgt sind, weil sie plötzlich nicht mehr herunter konnten.
Interessant ist auch, dass in der mit „Lurelay“ betittelten Fassung ein Priester als Urheber des Lieds genannt wird, wodurch der Stoff als Mahnung vor der Verführung gedeutet werden könnte, in der anderen aber ein Schiffer, was das Geschehen eher als volkstümliche Sage erscheinen lässt.


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